1000 Worte
Phototipps

Aus der Luft gegriffen: Aufnahmen aus dem Flugzeug und dem Helikopter

Nach einem Blick aus der Internationalen Raumstation ist der zweitschönste Platz zum Beobachten eines Sonnenauf- oder -untergangs wohl in 10 000 m Höhe an Bord eines Flugzeugs - ein farbigeres und intensiveres Schauspiel läßt sich kaum vorstellen!

Blick aus dem Flufzeug in den Sonnenaufgang

In 10000 m Höhe ist man quasi auf Augenhöhe mit der aufgehenden Sonne.

Aber auch Start und Landung sind überaus lohnende Momente auf einem Flug und, einen Fensterplatz vorausgesetzt, sollte die Kamera immer schußbereit sein. Wenn Sie beispielsweise am Abend über Las Vegas an- oder abreisen haben Sie schon einen Gratis Rundflug gewonnen, denn von nirgendwo ist das Lichtermeer so photogen wie von hoch oben.

Blick aus dem Flugzeug auf den abendlichen Las Vegas Boulevard

Großstädte, wie Las Vegas, sind aus der Luft betrachtet am Abend besonders photogen, denn die vielen Lichtern verleihen den Bildern jene Tiefenwirkung, die solchen Aufnahmen am Tag meistens fehlt.

Folgende Tips mögen zu ansehnlicheren Ergebnissen verhelfen: Ein Fensterplatz ist auf Langstreckenflügen zwar nie schlecht, aber bei den häufig wechselnden Lichtsituationen eines 12 Stunden Fluges gibt´s keine ideale Sichtseite. Vielmehr sollte man mit der Kamera öfter die Seite wechseln und auch einmal in die 1. Klasse schauen. Wichtig ist es einen Platz vor den Tragflächen zu ergattern, da der heiße Abgasstrahl der Turbinen auf deren Rückseite für Unschärfen sorgt. Bei Propellermaschinen ist das allerdings genau umgekehrt.

Ein Normalobjektiv oder leichtes Tele bis 135 mm sorgen für ausreichenden Abbildungsmaßstab und mit gleichzeitig zwei Gehäusen braucht man die Brennweiten nicht zu wechseln. Autofocus Objektive wirken sich übrigens nachteilig aus, da ihnen wegen der eigenen schnellen Bewegung die Bezugspunkte am Boden fehlen. Lichtstarke manuelle Festbrennweiten sind besser geeignet. Um Vibrationen keine Chance zu geben sollte das Objektiv die Scheibe möglichst nicht berühren. Wenn Sie eine Sportmaschine oder einen Helicopter anmieten und so die Tageszeit frei wählen können sollten Sie entweder am frühen Morgen oder Nachmittag starten, da die tief stehende Sonne sowie starkes Seiten- oder Gegenlicht die Konturen der Landschaft am besten betont. Grundsätzlich gilt : eine gerade Horizontlinie oder gar keine ! Der Farbstich einer getönten Scheibe kann mit einem KR-3 Filter korrigiert werden. Bei den genannten Fluggeräten ist es fast immer möglich eine Tür oder Seitenscheibe zu entfernen und diese Möglichkeit sollte man zur Qualitätssteigerung der Bilder auch nutzen. Dann läßt sich auch ein Polarisationsfilter zur Farbsättigung verwenden, der bei einer Kunststoffscheibe ansonsten für Spektralstreifen sorgt.

Da es von oben keine Teilung in Vorder- und Hintergrund gibt fällt auch eine entsprechende Bildgestaltung flach. Statt dessen muß man auf starke Schatten oder Kontraste zurückgreifen, um die Bilder zu dramatisieren und ihnen Definition zu geben. Kontraste können zum Beispiel auch scharfe Gegensätze in der Landschaft selbst sein, wie Küstenlinien, Wüsten und Flußläufe, Wiesen und Wälder.

Blick aus dem Flugzeug auf die von zahlreichen Ackerflächen strukturierte Landschaft

Aus dem Flugzeug betrachtet liegt alles im Unendlichen.

Ohne klassischen Vorder- und Hintergrund entfällt aber auch das Scharfstellen, weil alles immer im Unendlichbereich liegt, und die Beachtung der Tiefenschärfe. Die Belichtungszeit kann also immer so kurz wie möglich gewählt werden und sollte 1/250 Sekunde nicht unterschreiten.

An Filmen empfiehlt sich feinstkörniges Material mit hohem Kontrast und einem Hang zu warmen Farben, um den blauen Dunst zu kompensieren. Fuji Velvia (der alte!), um eine Stufe auf 100 ASA gepusht, erfüllt all diese Anforderungen. Nicht vergessen: vorher alle Gehäuse mit einem frischen Film versorgen! Nichts ist frustierender als nach zwei Bildern das große Kramen anfangen zu müssen.

"PhotoFührer USA sind eine gelungene Kombination aus Reiseführer und Fototipps."
CHIP FOTO VIDEO DIGITAL im Mai 2004: "Wer nur ein paar Stunden vor Ort ist, verpasst normalerweise schnell ein Motiv. Woher soll man auch wissen, dass man die besten Fotos vom Hoover Dam bei Las Vegas vom Aussichtspunkt No. 5 macht?" Wer vorher die PhotoFührer USA gelesen hat, weiß es - und kennt die Tricks.