1000 Worte
Photowissen
Graumacher vom Dienst: Belichtungsmesser verstehen
Ist es eigentlich eine Selbstverständlichkeit, daß jeder Film in jeder Kamera gleich belichtet wird? Ist es schon! Aber nur weil alle Belichtungsmesser auf denselben Wert geeicht sind, auf ein mittleres Grau welches das einfallende Licht zu 18 % reflektiert. Der Belichtungsmesser reduziert also einfach alle im Bild vorkommenden Helligkeitswerte auf dieses Grau und schafft sich so seine eigene übersichtliche Welt. Das funktioniert bei Integralmessung gut solange im Motiv nur mittlere Helligkeits- und Kontrastwerte vorkommen, das mittlere Grau also einen überproportionalen Teil des Bildes ausmacht. In jedem extremeren Fall aber, wenn große helle oder dunkle Flächen das Motiv dominieren, ist jeder Belichtungsmesser aus technischer Sicht überfordert und der Kopf hinter der Kamera muß korrigierend eingreifen, muß manuell unter- oder überbelichten. Eine reinweiße Fläche reflektiert beispielsweise. 90 % des einfallenden Lichts. Würde die Belichtung an einer solchen orientiert so müßte man im Vergleich zum gemessenen Wert um 2 1/3 Stufen länger belichten, um ein Farb- und Helligkeitsrichtiges Bild zu bekommen. Bei einem tiefschwarzen Motiv müßte sie umgekehrt genau halbiert werden, da Schwarz nur rund zehn Prozent reflektiert. – Ich weiß, was Sie jetzt denken!
Bei einem Motiv das überdurchschnittlich viel Licht reflektiert muß die Belichtung verlängert werden, weil die hohe Reflexion den Belichtungsmesser fälschlicher Weise dazu veranlaßt die Belichtung zu verkürzen. Ein Motiv das unterdurchschnittlich stark reflektiert läßt ihn umgekehrt also zu lange belichten. Ist man sich bei einem Motiv über Reflexion und Belichtung nicht sicher so hilft eine genormte Graukarte mit genau 18 % Remission weiter. Unter Motivbeleuchtung angemessen ist sie die ultimative Referenz. Aber auch eine asphaltierte Straße, am Besten schon etwas abgefahren, oder der blaue Himmel auf der Sonnenabgewandten Seite kommen diesem Ideal ziemlich nahe und können als Ersatz dienen.
Tips für einige extreme Standardsituationen:
Bei direktem Gegenlicht, also immer wenn die Sonne von vorn ins Objektiv scheint wie beispielsweise beim Sonnenauf- oder -untergang, sollte mittels Spot ein Bereich neben dem Sonnenball gemessen werden. Steht nur Integralmessung zur Verfügung, so plaziert man die Sonne in einem äußeren Drittel des Suchers und speichert den gemessenen Wert für die endgültige Komposition. Übrigens sorgt in solchen Fällen eine kleine Blende in Verbindung mit einer kurzen Brennweite für die sternförmige Abbildung der runden Sonne.
Sollen Vordergrundobjekte oder Landschaftsteile als scherenschnittartige Silhouette erscheinen, so muß dazu kräftig unterbelichtet werden. Am Einfachsten orientiert man dazu die Belichtung an dem um mindestens 3 Stufen helleren Hintergrund oder Himmel.