1000 Worte zu Amerika
Quintessential Newengland: Eine Rundreise durch ab/bis Boston
Starte in Boston, dem „Zentrum des Sonnensystems“, wie es seine Einwohner gern nennen. Viele Airlines bieten Direktflüge ab Frankfurt für 1200 bis 1400 DM an. Per Mietwagen, Amtrak oder Greyhound-Bus sind alle interessanten Ziele bequem und sicher zu erreichen.
In der heimlichen Hauptstadt Neuenglands ist mehr über den Unabhängigkeitskrieg zu erfahren als in jeder anderen Stadt. Ist sie doch ein einziges großes Museum, ein Spiegel ihrer Geschichte, ihre eigene Legende! Entlang der roten Linie des Freedom Trails findet man alle markanten Punkte: das State House, das Paul Revere House, die Trinity Church, Faneuil Hall und Quincy Market, Bunker Hill Monument und Beacon Hill, das Patrizierviertel über der grünen Lunge des Boston Common. Zwischen den roten Backsteinfassaden und kopfsteingepflasterten Straßen ist die Zeit nicht nur scheinbar stehen geblieben. Natürlich sollte man auf keinen Fall das Museum of fine Arts aulassen, für das mir ein ganzer regnerischer Tag nicht ausreichte.
Ein Abendessen im restaurierten Waterfront District und mit viel Glück ein anschließendes Konzert des Symphony Orchestra oder der Boston Pops im Common sind gut geeignet, einen mindestens dreitägigen Aufenthalt zu beschließen.
15 km westlich der Stadt findet man mit Lexington und Concord zwei gut erhaltene und geschichtsträchtige Dorfflecken. 1775 fiel hier „der Schuss, der um die Welt ging“, begannen die Kampfhandlungen zwischen Amerikanern und Briten. Auf dem Weg zurück lohnt ein Stop in der am Charles River gelegenen Universitätsstadt Cambridge.
Über das historische Salem führt der Weg nach Norden, nach Rockport am zauberhaften Cape Ann. Die kleine Landnase entpuppt sich vor allem im farbigen Herbst als echtes Kleinod und ist einen Aufenthaltstag vielfach wert.
Nur der schmale Küstenstreifen New Hampshires, das seine landschaftlichen Reize weiter im Landesinneren versteckt hält, trennt den Reisenden jetzt noch vom gelobten Land im Norden, von Maine!
Kennebunkport bietet sich als erster Stop kurz hinter der Grenze an, gewährt Zugang zum Meer und zu den Wäldern. Die zerklüftete Inselwelt der Küste ist am Besten von Wiscasset oder Damariscotta einen Steinwurf weit nördlich von Portland aus zu erkunden. Beide konkurieren jedes Jahr auf´s Neue um die Ehre, sich „das schönste Dorf Maines“ nennen zu dürfen. Ein fahrbarer Untersatz bringt hier, off the beaten track, durchaus Vorteile. Aber auch eine der zahlreich angebotenen Bootstouren zu den vorgelagerten Inseln, vielfach einzigartige Seevogelparadise (lange Brennweite einpacken!) lohnt sich.
Am gletschergegerbteb Pemaquid Point lassen sich die Einflüsse der Eiszeit gut studieren, wird die Struktur der einst von Eis bedeckten Landschaft sichtbar. Ganz ähnlich vom Eis plangeschliffene Brocken findet man im New Yorker Central Park, der die südlichste Ausdehnung des Eises markiert.
Camden, „where the mountains meet the sea“, bietet von den Höhen des Camden Hill State Parks aus beeindruckende Ausblicke auf die Penobscot Bay. Nicht weit entfernt liegt der einzige National Park der Neuengland Staaten vor der Küste.
Die Inseln des Acadia National Parks sind eine einmalige Mischung aus felsigen Küsten und waldreichen Hügeln im Innern. Unter diesen Hügeln stellt der cadillac Mountain mit 466 m die höchste Erhebung an der ganzen Ostküste! Im herbst ist der Park das Ziel tausender leafpeaper, farbverrückter „Blättergucker“, die das feine Bar Harbour, den Hauptort der Insel, förmlich überquellen lassen. - Könnte ich einen Ort zum Leben auswählen, so wäre es wohl dieses 4000 Seelen Städtchen auf Mount Desert Island!
Mitte des 19. Jahrhunderts von der reichen Oberklasse entdeckt, wurde es schnell zur beliebten Sommerfrische, vergleichbar nur mit dem exklusiven Newport in Rhode Island. 1947 zerstörte ein Brand viele der damaligen Cottages in den Wäldern, doch heute zieht der National Park die Besucher an.
Wenn man Ruhe haben will, sollte man den Park schon Mitte September besuchen, bevor die Laubfärbung (Foliage) ihren Höhepunkt erreicht. Diesen sollte man in den Wäldern rund um den Moosehead Lake im Nordwesten erleben. Die schier unermesslichen Baumbestände schimmern Ende September in strahlend-schönen Rot- und Gelbtönen. Um die Worte eines Einheimischen zu gebrauchen: „Es ist, als ob jemand den Weihnachtsbaum eingeschaltet hat!“.
Der verbleibende 75 km lange Küstenstreifen bis zur kanadischen Grenze ist touristisch kaum erschlossen, ist das Niemandsland der rauhen Fischer in das sich kaum ein Fremder verirrt.
Ein langes Stück Weg ist es durch den agrarischen Süden Maines bis zum White Mountain National Forest in New Hampshire. Twin Mountain ist ideal im Zentrum der zu den Appalachen gehörenden Bergwelt gelegen. Eine Fahrt mit einer der letzten Dampfzahnradbahnen der Welt den Mount Washington hinauf (höchste Erhebung östlich des Mississippi), Ausflüge ins Gebiet von Crawford Notch, über den Kangamagus Highway ins lebendige Conway und zum Lake Winnipesaukee weiter im Süden sind leicht zu organisieren.
Vermont ist landschaftlich eine Wiederholung New Hampshires und die Zeit ist bei Fortsetzung der Route durch den Westen von Massachusetts besser angelegt.
Von Williamstown bis Greenfield folgt die Route 1 dem Mohawk Trail, einem alten Handelspfad der Ureinwohner, und führt damit auch schon einen der reizvollsten Teil der Bergshires. Adrette, ursprüngliche Orte prägen unvermutet das grüne Herz des ansonsten so progressiven Staates. Mit Amherst, Adams und Holyoke finden sich hier drei der angesehensten Colleges.
Meiden Sie Hartford und den zur Schlafstadt des Molochs Greater New York City degradierten Westen Connecticuts auf dem Weg zurück zur Küste. Ziel sollte vielmehr die Gegend um New London sein, die einiges zu bieten hat. Die Stadt selbst ist reich an historischen Zeugnissen aus der Gründerzeit, General Electric verkörpert mit seiner U-Boot Produktion die Moderne.
In Groton, etwas nördlich am River Thames, liegt die zum Museum umgebaute USS Nautilus vor den Toren der großen Marine Basis.
Einen sehr guten Überblick über das Leben am Meer und den Walfang , dessen Hochburg der Küstenstreifen bis New Bedford früher war, kann man sich im Old Mystik Seaport verschaffen. An der Grenze zu Rhode Island gelegen gehört dieser Komplex zu den Attraktionen der Gegend. Eine ansehnliche Anzahl zumeist originaler Häuser und Schiffe, darunter der letzte erhaltene hölzerne Walfänger, Wekstätten in denen nach alter Art gearbeitet wird und engagierte Mitarbeiter, die alle einmal vom Meer gelebt haben, hauchen dem Ganzen die unvergleichliche Seele ein!
Hinein ins widerspenstige, kleine Rhode Island führt der Highway No 1 entlang des Rhode Island Sounds über Narragansett nach Newport, früher wie heute Zentrum der Schickeria. Zwischen 1890 und 1914 waren während des Sommers all die Superreichen des Landes hier in ihren bescheidenen Cottages am Meer. Die Prachtbauten und Paläste der Vanderbilts, Astors und Berwinds sieht man am besten auf einem Spaziergang entlang dem Cliff Walk.
Vorbei an der Naragansett bay erreicht man in kurzer Zeit New Bedford und damit wieder Massachusetts. Dort werden die Traditionen gepflegt. Es loht sich, einen halben Tag für eine Rundgang durch das Viertel der alten Kapitänshäuser zu investieren. Genauso sehenswert ist das Walfang Museum nahe dem Hafen.
Interessante Alternative zu der stumpfen Weiterfahrt zum Cape Cod ist ein Abstecher auf die Insel Marthas Vineyard oder Nantucket. Beide Inseln sind mit ihrem exklusiv-einfachen Lebensstil in den verwinkelten Städtchen und den schönen Stränden sehr reizvoll. Ein Trip ist von New Bedford aus gut zu machen und mit Hilfe der häufig verkehrenden Fähren ist auch Hyannis ebenso schnell zu erreichen. Von dort aus ist es nur noch ein Katzensprung auf die Halbinsel Cape Cod.
In der warmen Jahreszeit läßt eine lange Blechlawine die Orte auf deren Südteil aus allen Nähten platzen Im Herbst geht es dagegen ruhig und beschaulich zu. Unbedingt ansehen sollte man sich Provincetown im Norden und die Cape Cod National Seashore. Das Tageslicht hat dort eine unvergleichliche Qualität und verleiht dem Landstrich das jahr hindurch seinen speziellen Glanz.
Auf dem Weg zurück nach Boston stehen nun nur noch Bourne und Plymouth auf dem Programm. In der Aptuxet Trading Post, noch meerseits des Cape Cod Canals gelegen der die Halbinsel eigentlich zur Insel macht, befindet sich mit dem Bourne-Stein ein noch immer rätselhaftes Relikt der Geschichte. Eingeritzte Runen legen die Vermutung nahe, er stamme von den Wikingern, die Nordamerika nachweislich schon gegen 1000 v. Chr. Erreichten. – In Neufundland allerdings, wie die Mehrzahl der Wissenschaftler vermuten, und das macht den Stein so geheimnisvoll.
In Plymouth, auf halben Weg nach Boston, wird auf der Mayflower II, die 1957 zum Gedenken an die Pilgerväter von England in die neue Welt segelte, in Living History Programmen die alte Zeit authentisch zum Leben erweckt. Ein Gespräch mit einem skorbutkranken Schiffsjungen oder einer hölländisch radebrechenden Hausmutter hilft einen guten Schritt weiter im Verständnis für die Probleme der damaligen Zeit.
Sofern man dieses Wegstück, und damit zwei Tage Zeit, einsparen möchte, bietet sich dazu mit der Personenfähre von Providence nach Boston die Gelegenheit. Aber die Cape Cod Bay ist für ihren Seegang berühmt!
Die ideale Reisezeit für dieses Gebiet ist der September. Die Temperaturen sind dann noch angenehm und doch schimmert der goldene Herbst mit seinen strahlenden Farben und dem überschwenglich-blauen Himmel schon an vielen Ecken durch. Im Sommer wird es selbst in Maine recht warm und die Orte an der Küste sind überfüllt. Und doch ist das land groß genug, um in jeder Jahreszeit immer noch einen schönen Platz für sich allein zu finden. Und ob der Ort Plymouth oder Dalton heißt, ist letzten Endes egal. Wichtig sind Gefühl und Verständnis für Raum und Zeit!